somatoforme Störungen

 

 

  •   Das Hauptmerkmal der somatoformen Störungen ist ein anhaltendes und/oder  wiederholtes Auftreten von körperlichen Symptomen, für die es keine ausreichenden organischen Befunde gibt, d.h. trotz meist sehr intensiver ärztlicher Diagnostik können keine eindeutigen Erklärungen für die Beschwerden gefunden werden.
  •  Allerdings findet man in der früheren und/oder aktuellen Lebensgeschichte des Patienten oftmals seelische Belastungssituationen und Konflikte.
  •  Grundsätzlich kann jedes Organ und jede Körperfunktion davon betroffen sein, häufig finden sich Symptome wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Unterleibsschmerzen, Herzklopfen, Brustschmerzen, Rückenschmerzen, Kurzatmigkeit, Juckreiz, Kopfschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl, Schluckbeschwerden und vieles mehr.

 

·        Im übertragenen Sinne kann man auch sagen, „der Körper spricht mit uns“, nur leider verstehen wir oftmals seine Sprache nicht.

 

Die wichtigsten Formen sind die:

  • ·        Somatisierungsstörung
  •  ·        Hypochondrische Störungen
  •  ·        Anhaltende  Schmerzstörung

 

Somatisierungsstörung

 

 

  • Hierunter versteht man viele verschiedene und wiederholt auftretende körperliche Symptome, welche auch wechselnd jedes Organ oder Körperregion betreffen können.
  • Alle Symptome wurden umfangreich ärztlich und therapeutisch abgeklärt sowie die verschiedensten Maßnahmen eingeleitet, welche allerdings keine Erklärungen und keine Beschwerdefreiheit erreichen konnten.
  • Die Beschwerden sind nicht kurzfristig oder vorübergehend, sonder halten meist über viele Jahre an, was zu einer Beeinträchtigung familiärer, beruflicher und sozialer Beziehungen führt.

hypochondrische Störung

 

  • Hierunter versteht man eine anhaltende übermäßige Angst oder Befürchtung an einer schweren körperlichen Erkrankung zu leiden, obwohl für die meist sehr unspezifischen körperlichen Symptome keine organischen Ursachen gefunden werden konnten.
  • Der Betroffene verbringt sehr viel Zeit damit, sich mit seinen funktionellen Störungen und den befürchteten Erkrankungen zu beschäftigen, was oftmals gravierende Folgen in den Bereichen der sozialen Beziehungen und beruflichen Leistungsfähigkeit hat.
  • Außerdem führt dieses Krankheitsbild auch zu häufigem Wechsel des  Arztes als Resultat eines Gefühls des „nicht ernst genommen werden“ und aus Angst vor dem Übersehen einer ernsthaften Erkrankung.

anhaltende Schmerzstörung

 

  • Hierunter versteht man ein Krankheitsbild, welches gekennzeichnet ist durch vielfältige, immer wieder auftretende und wechselnde körperliche Beschwerden mit andauernden, schweren und quälenden Schmerzen, welche durch eine bestimmte Erkrankung oder körperliche Ursache nicht ausreichend erklärt werden kann.
  • Auch für diese Erkrankung ist eine Dauer von mindestens 6 Monaten bis zu vielen Jahren typisch, die Patienten haben meist eine lange Krankheitsgeschichte hinter sich mit teilweise eingreifenden therapeutischen Maßnahmen.
  • Sie sind oftmals frustriert, ratlos, erschöpft und kraftlos nach einem langen erfolglosen Kampf gegen den Schmerz.

 Welche psychotherapeutischen Möglichkeiten gibt es zur  Behandlung der oben dargestellten Krankheitsbilder?

 

  • Eine allgemein gültige Therapie gibt es nicht, hier müssen jeweils die Bedingungen des Einzelfalls berücksichtigt werden um eine entsprechende Therapiestrategie entwickeln zu können.
  • Ziel der Behandlung ist in der Regel nicht die vollständige Beseitigung der körperlichen Symptome, sondern besteht vielmehr darin, bei dem Patienten ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie der Körper und die Psyche zusammen agieren.
  • Dadurch können die Beeinträchtigungen im persönlichen und sozialen Bereich reduziert werden, außerdem ist ein Verringerung des meist sehr hohen Medikamentenkonsums sinnvoll sowie eine Verringerung von ärztlichen Untersuchungen und Operationen.
  • Oftmals ist eine Verbesserung der Beschwerden zu erreichen, wenn statt Abwehr der Möglichkeit für eine seelische Ursache der Beschwerden ein Verständnis für sich selbst erreicht werden kann.
  • Manchmal muss man auch erst wieder lernen sich selbst wahrzunehmen, weil das in der Hektik des Alltags und bei den vielen Verpflichtungen des Lebens nicht mehr stattfinden kann.
  • Allgemein kann man sagen, Therapie ist hier das Erlernen einer Fremdsprache oder das Auffrischen von einer vergessenen Sprache, hier lernt der Betroffene die Sprache seines Körpers.

  Als Verfahren kommen zu Einsatz:

  • Verhaltenstherapie
  • Körperpsychotherapie
  • Hypnose/Entspannungstherapie
  • Gestalttherapie
  • Tiefenpsychologische Therapie

 Mit Hilfe der Verhaltenstherapie werden

  • Denkmuster und Überzeugungen im Zusammenhang mit den Beschwerden heraus gearbeitet und so versucht zu verändern, dass sie eine Entlastung für den Betroffenen bringen.
  • Außerdem wird erarbeitet, wie das Denken und die Aufmerksamkeit die Körperwahrnehmung beeinflusst.
  • Die Erarbeitung von Bewältigungsstrategien und das Suchen nach alternativen Möglichkeiten verhindert eine  soziale Isolation und die Einengung des Lebensradius.

 

Mit Hilfe der Körperpsychotherapie werden

 

  • Vorgänge im Körper wieder spürbar gemacht
  •  man lernt die Sprache des Körpers zu verstehen und sich selbst dafür zu sensibilisieren. (siehe Therapien)

 

 Mit Hilfe der Hypnose

 

  • kann man Zustände der absoluten Entspannung relativ schnell herbei führen und ganz gezielt spüren, wie sich dieser Zustand anfühlt
  • man kann unter Hypnose auch therapeutisch arbeiten und vielleicht herausfinden, woher die Beschwerden kommen oder „was sie uns sagen wollen“ . (siehe Therapien)

 

 Mit Hilfe der Entspannungstherapie

 

  • kann man ein Verfahren erlernen, mit denen man einen Zustand der Entspannung herbei führen kann ohne das die körperlichen Beschwerden im Vordergrund stehen.
  • Im Idealfall wendet man dieses dann zuhause regelmäßig an. (siehe Therapien)

 

 Mit Hilfe der Gestalttherapie

 

  • werden z.B. die Beschwerden, die Angst vor Krankheiten oder der Schmerz aus dem Ganzen symbolisch heraus genommen und auf eine etwas andere Art betrachtet und bearbeitet
  • dadurch können sich dann ebenfalls neue Sichtweisen auf das eigene Krankheitsbild entwickeln (siehe Therapien)

 

 Mit Hilfe der tiefenpsychologischen Therapie

 

  • werden biographische Themen betrachtet
  • d.h. unter anderem z.B. beeinträchtigende Erfahrungen mit schwerwiegenden eigenen Erkrankungen oder Erkrankungen von Familienangehörigen
  • oder tief verankerte Schuldgefühle oder Traumatisierungen
  • Oftmals stößt diese Therapieform auf Ablehnung, weil eine Einsicht über einen Zusammenhang von körperlichen Beschwerden und seelischen Ursachen konsequent verweigert wird.
  • Insofern kann dieses Therapieverfahren zwar sehr wirkungsvoll sein, erfordert aber als 1. Schritt die Anerkennung des seelischen Anteils an der Erkrankung und weg von der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen.