Essstörungen


Essstörungen sind in der Regel gekennzeichnet durch eine intensive Furcht vorm Dickwerden, durch ein verändertes Essverhalten sowie durch eine Störung der Körperwahrnehmung.

In den letzten Jahren zunehmend zeigt sich auch noch ein weiteres Krankheitsbild, welches gekennzeichnet ist durch regelmäßige auftretende Heißhungerattacken und der Entwicklung von einem massiven Übergewicht.

 

Man unterscheidet

 

  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
  • Binge-Eating-Störung (Esssucht)

 

 

 

 

Anorexia nervosa (Magersucht)

 

  • Bei dieser Form der Essstörung kommt es zum willentlichen und konsequent schädigendem Diätverhalten bis hin zur Nahrungsverweigerung, was einen massiven Gewichtsverlust zur Folge hat.
  • Erreicht wird dieser Gewichtsverlust auch durch selbst herbeigeführtes Erbrechen, durch Einnahme von Appetitszüglern, Abführmitteln und Entwässerungsmedikamenten sowie durch massive körperliche Aktivität in Form von sportlicher Betätigung.
  • Ab einem BMI von 17,5 oder weniger spricht man von einer Magersucht, ein Körpergewicht von 25-35 kg kann akute lebensbedrohliche Folgen haben.
  • Am häufigsten ist die Störung bei heranwachsenden Mädchen oder jungen Frauen, aber in den letzten Jahren sind auch zunehmend mehr junge Männer betroffen.
  • Auffällig ist auch eine langsame Nahrungsaufnahme, Verzicht auf kalorienreiche Nahrungsmittel oder eine Weigerung an gemeinsamen Familienmahlzeiten teilzunehmen.
  • Als Folge treten auf: Störungen des Hormonhaushaltes in Form von Ausbleiben der Regelblutung oder Potenzverlust bei jungen Männern, Herzschlagverlangsamung, Blutdruckerniedrigung, eine „Flaumbehaarung“ ( Lanugo-Behaarung) an Armen, Beinen und Rücken, Haarausfall, Veränderungen im Blutbild sowie Osteoporose.

 

Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)

 

  • Typische Symptome dieser Essstörung sind immer wiederkehrende Heißhungerattacken, in denen große Mengen an hochkalorischer  Nahrung hastig heruntergeschlungen wird und im Anschluss durch selbst herbei geführtes Erbrechen diese wieder erbrochen wird.
  • Viele Patienten haben ein normales Körpergewicht, aber die Beschäftigung mit dem Essen und dem Gewicht nimmt einen großen Teil ihres Lebens ein.
  • Durch diesen massiven Eingriff des selbst herbei geführten Erbrechens kommt es zu Schwielenbildung an den Händen, Zahnschäden, Elektrolytverschiebungen, zu Störungen des Herz-Kreislaufes und des Magen-Darm-Tracktes.
  • Auch hier wird versucht außer dem Erbrechen durch weitere verschiedene Verhaltensweisen den dickmachenden Effekt der Nahrung entgegen zu wirken, so z.B. mit Hilfe von Abführmitteln, Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Entwässerungsmedikamenten. Häufig tritt die Störung nach einer Magersucht auf oder umgekehrt, führt sie in eine Magersucht.
  • Die Alters- und Geschlechtsverteilung ähnelt der Magersucht, das Alter für den Beginn der Erkrankung ist geringfügig höher.

 

Binge-Eating-Störung (Esssucht)

 

  • Ähnlich wie bei der Bulimia  nervosa werden hier große Mengen an Nahrung aufgenommen, aber im Anschluss daran nicht wieder erbrochen.
  • Die Erkrankten essen in kurzer Zeit große Mengen an Nahrung, leiden danach zwar an unangemessenem Völlegefühl, essen aber trotzdem weiter oder wiederholt, auch wenn kein Hunger vorhanden ist.
  • Dadurch entsteht ein massives Übergewicht mit vielen körperlichen Folgeschäden als auch psychischen Störungen, aus Scham, Ekel vor sich selbst , Schuldgefühlen und Deprimiertheit sowie als Folge dann auch zur sozialen Isolation.

 

Welche psychotherapeutischen Möglichkeiten gibt es zur  Behandlung der oben dargestellten Krankheitsbilder?

 

  • Die Therapie der Essstörungen erfordert ein strukturiertes und differenziertes Vorgehen, abgestimmt auf den einzelnen Patienten.
  • Die Ursachen für Essstörungen sind vielfältig, man spricht von multifaktorell, d. h. es nehmen Einfluss Faktoren aus dem Bereich der Genetik, der körperlichen Konstitution , des sozialen Umfeldes, der kulturellen Herkunft und der jeweiligen individuellen Persönlichkeit.
  • Von daher stellt sich die  Behandlung von Essstörung als sehr schwierig dar. Erschwerend kommt die meist geringe bis fehlende Einsicht der Patienten  dazu, was letztendlich ja auch der Charakter der Erkrankung darstellt bis hin zur regelrechten Therapieverweigerung.
  • In der akuten Erkrankungsphase lässt sich häufig eine längerfristige stationäre Behandlung nicht vermeiden. Hier steht die Therapie der körperlichen Folgeschäden im Vordergrund.
  • Im Anschluss sollte auch hier eine Verhaltenstherapie zu einer Umstrukturierung des Essverhaltens aufgenommen werden.
  • Weiter können Erkenntnisse aus  einer tiefepsychologischen Therapie hilfreich sein um zu erkennen, was der Auslöser der Erkrankung gewesen sein könnte.
  • Im Weiteren ist es sinnvoll eine systemische Familientherapie zu etablieren, da man bei diesem Therapieverfahren davon ausgeht, das der Patient mit Essstörung stellvertretend als Symptomträger fungiert. Hierbei ist es wichtig die gesamte Familie als ein soziales Beziehungsgefüge zu sehen und dort nach der Ursache der Störung zu suchen und dort durch Veränderung des gesamten Systems eine Verbesserung oder Heilung der Essstörung zu erreichen.

 

Verhaltensstörungen

 

 Hauptmerkmal dieser Störung sind wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation, die im Allgemeinen die Interessen der jeweiligen Personen oder anderer Menschen schädigen. Die Betroffenen berichten von unkontrollierbaren Impulsen, denen sie nachgeben müssen.

 

Die wichtigsten Formen hierfür sind

 

  • Pathologisches Stehlen (Kleptomanie)
  • Pathologische Brandstiftung (Pyromanie)
  • Pathologisches Spielen (" pathologisches Glücksspiel")

 

 Man kann diese Form der Störungen auch als Verhaltenssucht bezeichnen, da exzessive Verhaltensweisen Merkmale einer psychischen Abhängigkeit aufweisen und somit von dem Betroffenen nicht mehr willentlich kontrolliert werden können. Außerdem kommt es auch hier zu Entzugserscheinungen, wenn sie dem Verhalten nicht nachgeben können. Hierzu zählen auch

 

  • Arbeitssucht
  • Kaufsucht
  • Internetsucht
  • Computerspiel
  • Sportsucht
  • Sexsucht.

 

pathologisches Stehlen (Kleptomanie)

 

  • Hierunter versteht man das Nicht-Widerstehen-Können des Impulses Dinge zu stehlen, die nicht dem persönlichen Gebrauch oder der Bereicherung dienen.
  • Oftmals werden diese Gegenstände danach weggeworfen, weggegeben oder verschenkt.
  • Im Allgemeinen wird versucht die Tat zu verbergen, dies geschieht aber nicht konsequent.
  • Der Diebstahl wird allein und ohne Komplizen durchgeführt.
  • Zwischen den Diebstählen kommt es zu Angst, Verzagtheit und zu Schuldgefühlen.

 

pathologische Brandstiftung (Pyromanie)

  • Hierunter versteht man eine krankhafte Störung, bei der wiederholt vorsätzlich Feuer gelegt wird ohne erkennbares Motiv.
  • Die Patienten sind in der Regel vom Feuer und den damit zusammenhängenden Situationen fasziniert, manchmal sind sie sogar Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, oft sind sie „Beobachter“ von einem Brand oder geben auch falschen Alarm.
  • Die Brandstiftung selbst erfolgt nicht aus Rache oder Wut, sondern hat nur zum Ziel eine intensive Spannung oder Erregung mit teilweiser Befriedigung und Vergnügen zu erleben.
  • Den Folgen die aus ihrer Brandstiftung für das Leben und den Besitz anderer Menschen resultieren stehen sie oft gleichgültig gegenüber.
  • Prägend für den Verlauf der Störung sind meist eingreifende juristische Folgen mit langjähriger Inhaftierung und dauerhafter psychiatrischer Unterbringung.

 

pathologisches Spielen

("pathologisches Glücksspiel")

 

  • Kennzeichnend hierfür ist eine chronische Unfähigkeit, der Versuchung zu Glücksspielen oder anderem Spielverhalten zu widerstehen.
  • Ziel des Spielens ist hierbei für den Betroffenen nicht eine Freizeitgestaltung, ein finanzieller Gewinn oder Kommunikation.
  • Im Vordergrund stehen das Gefühl der Anspannung und der Erregung, welche mit dem Spielen verbunden ist.
  • Folgen sind eine totale Verschuldung, Vernachlässigung beruflicher Tätigkeiten sowie häufig strafbare Handlungen um Geld für das Spielen zu beschaffen. Dadurch werden persönliche, berufliche und familiäre Verpflichtungen massiv vernachlässigt bis komplett ruiniert.

 

 

Welche psychotherapeutischen Möglichkeiten gibt es zur  Behandlung der oben dargestellten Krankheitsbilder?

 

  • Beim pathologischen Stehlen stehen verhaltenstherapeutische Maßnahmen im Vordergrund um zu Erlernen, wie man dem starkem Drang und die Erregung vorm Stehlen mit Hilfe kognitiver Methoden besser widerstehen kann. Über die Erfolgsquote gibt es wenig wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse.
  • Bei der pathologischen Brandstiftung wird eher eine tiefenpsychologischer Zugang versucht, auch hier sind die Erfolge sind jedoch ungewiss.
  • Beim pathologischen Spielen werden sowohl verhaltenstherapeutische Maßnahmen als auch tiefenpsychologische Methoden eingesetzt. Auch hier sind die Therapieerfolge eher als mäßig einzuschätzen.
  • Den Anschluss an eine Selbsthilfegruppen ist in allen Fällen zu empfehlen. Aufgrund der Ähnlichkeit mit Zwangsstörungen kann man unter  Umständen auch an den Einsatz von Antidepressiva denken, welche sich auch bei der Behandlung von Zwangsstörungen als hilfreich erwiesen haben.

Für alle weiteren Formen der Verhaltenssucht ist noch anzumerken, dass in allen Fällen der Weg zu einem Arzt und/oder Psychotherapeuten sinnvoll ist, wenn das entsprechende Verhalten sich als schädigend für den einzelnen Menschen erweist, wenn körperliche Folgeschäden erkennbar werden, das soziale Umfeld und Familienmitglieder darunter leiden und sich besorgt zeigen oder wenn es weitere negative Konsequenzen nach sich zieht.

 

Es ist immer hilfreich und sinnvoll sich Hilfe von Außen zu holen, denn

"Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten"