Reaktionen auf schwere Belastungenen

 

  • Kennzeichnend für diese Krankheitsbilder ist die Tatsache, dass sie sich in ihrer Reaktion alle auf einen bestimmten Belastungsfaktor im psychischen oder sozialen Bereich beziehen und das der jeweils Betroffene nicht in der Lage ist, diese in adäquater Form zu verarbeiten.
  • Auch ein gesunder Mensch erfährt aufgrund von schweren Belastungen, wie z.B. Tod eines nahestehenden Menschen, Veränderungen in seiner Gefühlswelt oder in seinem Verhaltensbereich. Dies ist eine völlig normale und sinnvolle Antwort auf ein Erlebnis sowie auch notwendig, um diese adäquat bearbeiten zu können.

Wenn diese Verabreitung aber nicht  ausreichend stattfindet aufgrund verschiedener Ursachen und die Reaktion sich über das erwartete Maß hinaus gehend darstellt, spricht man vom oben genannten Krankheitsbild.

  • Die Beeinträchtigung umfasst in der Regel Bereiche der Leistungsfähigkeit im Beruf, der Schule und innerhalb der bestehenden sozialen Beziehungen und äußern sich in Form von Depression, Angst, Verzweiflung, Reizbarkeit, körperliche Überaktivität, Erregung oder Schlafstörungen.
  • Alle Formen können in jedem Lebensalter vorkommen. Je nach Lebensalter unterscheiden sie sich allerdings in den Symptomatiken, welche sich zeigen, besonders häufig findet man diese Krankheitsbilder bei Jugendlichen und älteren Menschen.
  • Für die Entstehung sind 4 Faktoren verantwortlich:
    • das belastende Ereignis selbst
    • die individuell unterschiedliche Verletzbarkeit  eines Menschen
    • die Persönlichkeitszüge eines Menschen 
    • die sozialen Beziehungen des jeweiligen Menschen

    Weitere Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit krankhafter Reaktionen auf bestimmte schwere Ereignisse erhöht sind:
    • organische Störungen, z.B. Krankheiten, steigendes Lebensalter
    • auffällige Persönlichkeitszüge
    • bestehende Verhaltensauffälligkeiten
    • extreme Erschöpfung/Stress

Gute Bewältigungsstrategien und ein stabiles soziales Netzwerk können andererseits das Auftreten solcher schweren Reaktionen unwahrscheinlicher machen.

 

Man unterscheidet folgende Krankheitsbilder:

 

akute Belastungsreaktion

 

  • Darunter versteht man eine direkte Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche und/oder seelische Belastung bei einem sonst psychisch gesunden Menschen.
  • Sie tritt innerhalb von Minuten nach einem anfänglichen Zustand der „Betäubung“ oder „Starre“ auf und klingt in der Regel nach 24-28 Stunden ab.
  • Es finden sich rasch wechselnde Symptome wie z.B. schneller Herzschlag, Schwitzen, Erröten
  • Die Folg sind  z.B. Depression, Angst, Ärger, Verzweiflung, Überaktivität, Rückzug.
  • In dieser Zeit kann es auch eventuell zu einem Suizidversuch kommen, deshalb ist eine enge Anbindung an eine Bezugsperson oder Arzt/Psychotherapeut wichtig!
  • Umgangssprachlich wird dieses Krankheitsbild auch als „Nervenschock“ oder „Nervenzusammenbruch“ bezeichnet.

 

posttraumatische Belastungsstörung

 

  • Hierunter versteht man eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes
  •  z.B.
  • durch miterlebte Naturkatastrophen
  • von Menschen verursachte Katastrophen
  • Zeuge oder Opfer einer Krampfhandlung
  • Zeuge oder Opfer eines schweren Unfalls
  • Zeuge des gewaltsamen Todes anderer Menschen
  • Der Betroffenen selbst wird Opfer von Folterung, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderer Verbrechen.

 

  • Die Reaktion auf solch ein traumatisches Erleben erfolgt innerhalb von Wochen bis Monaten, selten auch nach 6 Monaten.
  • Die Symptomatik kann sich sehr unterschiedlich zeigen und äußert sich durch
    • Wiederholtes Erleben des Traumas in Form von Träumen, Albträumen oder „Flashbacks“, es wird immer wieder an das Ereignis gedacht und fährt plötzlich und unerwartet immer wieder zu ähnlichen psychischen und körperlichen Symptomen
    • Emotionaler und sozialer Rückzug in Form von Teilnahmslosigkeit, Verlust von Lebensfreude und Vermeidungsverhalten in Situationen, welche den traumatisierenden Situationen ähneln könnten
    • Vegetative Reaktionen wie Unruhe, übermäßige Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen

Die posttraumatische Belastungsstörung ist eine tief greifende psychische Störung, welche auch anfällig macht für andere psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen, somatoforme Störungen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und in besonderer Weise durch den Wunsch nach „Entkommen aus der Erinnerung“ für Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.

 

 

Anpassungsstörungen

 

Hierunter versteht man einen gestörten Anpassungsprozess nach einer einschneidenden Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen. So z.B.

 

1.      Verlust enger Beziehungsperson durch Scheidung, Trennung, Tod

 2.      Gravierende Veränderungen der sozialen Umgebung durch Flucht oder Emigration

 3.      Chronische, also anhaltende Belastungsfaktoren durch schwierige Familienverhältnisse

 4.      Auftreten einer schweren und/oder tödlich verlaufenden körperlichen Erkrankung

 5.      Verlust des Arbeitsplatzes

 6.      Umzug

 7.      Neue Lebensabschnitt nach Schulabschluss oder Studium

 8.      Umzug älterer Menschen in ein Altenheim

 9.      Eintritt ins Rentenalter

 10.  Verschieden Phasen des Alterungsprozesses

 

 

  • Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass das Störungsbild ohne die entsprechende Belastung nicht entstanden wäre.
  • Symptome äußern sich in Form von depressiver Stimmung, Angst, Besorgnis, ein andauerndes Gefühl „ es nicht schaffen zu können“ oder „nicht voraus planen zu können“ oder „so nicht weiter machen zu können“, Einschränkungen in der Bewältigung des Alltags.
  • Einschränkungen der beruflichen oder schulischen Leistungsfähigkeit
  • Bei Jugendlichen zeigt sich oftmals eine Störung im Sozialverhalten in Form von aggressivem und/oder rücksichtslosem Verhalten.
  • Kinder zeigen Verhaltensformen wie z.B. Wiederauftreten von Betteinnässen, Babysprache oder Daumenlutschen.
  • Die Störung beginnt ca. 1 bis 3 Monate nach dem belastenden Ereignis oder der Lebensveränderung und hält in der Regel nicht länger als 6 Monate an.

 Welche psychotherapeutischen Möglichkeiten gibt es zur  Behandlung der oben dargestellten Krankheitsbilder?

 

Belastungs- und Anpassungsstörungen erfordern aufgrund ihrer unterschiedlichen zeitlichen und psychopathologischen Ausprägung auch unterschiedliche therapeutische Maßnahmen und müssen jeweils auf den entsprechenden Einzelfall genau  abgestimmt werden.

 

 Bei den akuten Belastungsreaktionen

 

  • steht das psychotherapeutische entlastende Gespräch in Form einer Krisenintervention im Vordergrund, in dem versucht wird, dem Patienten zu unterstützen, ihm beizustehen und eine emotionale Entlastung zu erreichen.
  • Es ist wichtig mit ihm in Kontakt zu bleiben, das er seine Gefühle äußern und zeigen kann und das soziale Netzwerk um ihn herum aktiviert wird.
  • Im Einzelfall kann auch mal eine einmalige medikamentöse Unterstützung durch einen Arzt erforderlich sein.

  Bei der posttraumatischen Belastungsstörung wird dagegen schon eine intensive und länger andauernde psychotherapeutische Behandlung notwendig, manchmal über Jahre. Es erfolgt durch mehrere Schritte:

  •  Veränderung der Sichtweise der Erlebnisse
  • Beeinflussung des Vermeidungsverhalten von bestimmten Situationen
  • Versuch eine Neuinterpretation des Ereignisses zu finden zur Gewinnung der Kontrolle über die bestehenden Symptome
  • Kontakt mit den traumatischen Erlebnissen in Form von Erzählen oder Besuch des jeweiligen Ortes, wo es stattgefunden   hat

Medikamentöse Unterstützung durch einen Arzt/Psychiater kann notwendig werden sowie auch längere stationäre Behandlung in dafür vorgesehenen Spezialkliniken.

Hierfür sind speziell ausgebildete Traumatherapeuten der richtige Ansprechpartner!

  

Bei den Anpassungsstörungen können sowohl verhaltenstherapeutisch als auch psychoanalytisch sowie  gesprächstherapeutische Therapieformen zum Einsatz kommen, welche alle zum Ziel haben

  • ·        mit dem Patienten verbesserte Kommunikations- und Problemlösestrategien zu entwickeln
  • ·       ihm krankmachende Prozesse in der Bewältigung von Stress und Belastungen aufzuzeigen
  •         ihn mobilisieren und  stärken, eigene Fähigkeiten in der Krisenbewältigung einzusetzen.